Die Feuerwehr Rettigheim in Zeiten von Corona
Die Pandemie hält weder vor der Feuerwehr noch vor Notsituationen ein. Beides gilt es dennoch zu vereinen, um einerseits den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten und andererseits die Gesundheit der Kameradinnen und Kameraden nicht zu gefährden. Um dem gerecht zu werden hat sich im Alltag der Feuerwehr einiges geändert.
Zu Beginn der Pandemie im März wurden vorsorglich sämtliche Aktivitäten rund um den Übungsdienst und die Kameradschaftspflege untersagt. Für den Einsatzdienst wurden Maßnahmen getroffen, die einen möglichst großen Abstand, Mundschutz und Desinfektion beinhalteten.
Dies beginnt bereits bei Ankunft im Gerätehaus nach Alarmierung. Hier war es nur möglich sich nacheinander umzuziehen, um den Abstand einhalten zu können. Ebenso musste direkt eine Maske getragen werden sowie mit Abstand vor dem Gerätehaus angetreten werden. Der anwesende Einsatzführer entschied dann je nach Alarmmeldung welche Kameradinnen und Kamerdaden und wie viele mit dem ersten Fahrzeug ausrücken. An der Einsatzstelle gilt es dann auch Abstand und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Nach dem Einsatzdienst müssen sämtliche Gegenstände, die im Einsatz benutzt wurden sowie Türgriffe und Haltegriffe desinfiziert werden. Dies hat noch bis heute Gültigkeit.
Im Zuge der ständigen Fort- und Ausbildung wurde zunächst der Übungsdienst eingestellt. So wich man lange Zeit auf virtuelle Unterrichte aus. Erst im Juni war es wieder möglich Übungen in Kleingruppen durchzuführen, die jedoch nicht untereinander gemischt werden dürfen. Auch nach diesen Übungen sind Desinfektionsmaßnahmen der Übungsgegenstände notwendig. Ebenso herrscht für den Übungsdienst Maskenpfilcht, was im August bei 30°C mit voller Montur in der Sonne durchaus auch körperliche Grenzen aufzeigen.
Die Jugendfeuerwehr durfte bis zum Oktober keine Dienste ausführen und kann nun endlich wieder den Dienst aufnehmen.
Doch aus welchem Grund sind diese strengen Regeln und aufwändigen Maßnahmen notwendig? Ein Ausbruch innerhalb der Feuerwehr hat zur Folge, dass die Kameradinnen und Kameraden in Quarantäne müssten und somit die Gefahr besteht, dass eine komplette Abteilungswehr einsatzunfähig wäre und somit der Schutz der Bevölkerung gefährdet ist. Dies muss mit allen Mitteln verhindert werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Räumlichkeiten der Feuerwehr Rettigheim sich mit denen der Grundschule überschneiden wodurch insbesondere Gefahren einer Übertragung aber auch Kontamination zwischen Feuerwehr, Schüler und Lehrer entsteht. Insbesondere die gemeinsame Nutzung der sanitären Anlagen und Toiletten durch Schule und Feuerwehr ist hier kritisch.
Letztendlich verdeutlicht die Pandemie hier nur die bestehenden Probleme die auch ohne Corona schon vorhanden waren. Getrennte Umkleiden für Männer und Frauen gibt es nicht. Obwohl derzeit schon 25 Prozent der Mitglieder weiblich sind. Wenn sich die rund 40 Mitglieder umziehen, müssen sie das zwischen den Einsatzfahrzeugen in der Fahrzeughalle auf engstem Raum tun. Eine gesetzlich vorgeschriebene Absauganlage für die Dieselabgase der Fahrzeuge fehlt.
Auch kann verschmutze Einsatzkleidung nicht von der privaten Kleidung getrennt aufbewahrt werden. Die Gefahr der Verschleppung von Ruß, Giftstoffen, Bakterien und Viren sowohl ins Schulhaus als auch ins private Umfeld ist daher allgegenwärtig.
All diese Umstände und „Schikanen“ stellen den Feuerwehrdienst vor große Herausforderungen, da zum einen die Aufwände für Übungen und Einsätze erhöht sind und zum anderen ein wesentlicher Kern der Feuerwehr, die Kameradschaft, nicht stattfinden kann. Der Spaß bei diesem verantwortungsvollen Hobby hält sich daher in Grenzen, der Eifer und den Willen in Notsituationen zu helfen jedoch keineswegs.